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Nikolaus
von Kues, latin. Nicolaus Cusanus, Nicolaus de Cusa,
eigentl. Nikolaus Krebs (moselfränkisch: Chrifftz = Krebs), geb. Kues
1401, gest. Aug. 1464.
Kirchenrechtler, Philosoph, Bischof und Kardinal. - Seine Erziehung
erhielt er vermutlich bei den Brüdern vom Gemeinsamen Leben (Fraterherren)
in Deventer bei Utrecht, dem Mittelpunkt der geistlichen Reformbewegung
"Devotio moderna". Studium der Philosophie und Mathematik
in Heidelberg 1416/17, in Padua 1417-23, der Theologie ab 1425 in
Köln (dort Verbindung zur platonischen Scholastik des Albertus Magnus
und zum logisch-mystischen Denken des Raimundus Lullus). Ab 1432 Bevollmächtigter
des Erzbischofs von Trier auf dem Baseler Konzil. Zuerst auf Seiten
der Konzilspartei, dann Parteigänger des Papstes. Propst in Münstermaifeld
1435-45, Reise nach Konstantinopel 1437, Domkanoniker in Lüttich 1438,
päpstlicher Gesandter bei den deutschen Reichs- und Fürstentagen 1438-48,
Kardinal 1448, Fürstbischof von Brixen 1450. Legationsreise durch
Deutschland zur Reform der Kirche und der Klöster 1450-52. Ab 1458
in Rom als Kurienkardinal und Generalvikar 1460, als päpstl. Legat
mit Reformen des Klerus und einer allgemeinen Kirchenreform befasst.
- Seine Bemühungen galten daneben besonders der Einheit der Kirche.
In seiner theologisch-humanistischen Lehre formulierte er Anschauungen
von Gott, Welt und Mensch, die neuzeitlichem Denken entsprechen. Er
sah die Welt als "Ausfaltung" (explicatio) des "Wesens"
Gottes, in das alle Dinge "eingefaltet" sind (complicatio),
wirkte damit auf den Pantheismus der Renaissance ein und beeinflußte
u.a. Giordano Bruno. Er gilt auch als einer der bedeutendsten Mathematiker
seiner Zeit.
( Nach: Meyers Großes Universallexikon in 15 Bänden, Bd. 10. 1984
S.126) |